Rāma zerbricht den Bogen Śivas

Künstler: unbekannt
Druckerei: unbekannt
Orginaltitel: unbekannt
Nummer Ausstellung: 08



Rechts im Bild sind als Gruppe Rāma, sein Bruder Lakṣmaṇa und Viśvāmitra, ein großer Seher und Lehrer Rāmas, der Rāma und seine Brüder von Ayodhyā nach Mithilā führte, dargestellt.
Rāma hält noch die obere Hälfte von Śivas Bogen in der Linken, die untere Hälfte liegt schon am Boden neben dem hölzernen Wägelchen, auf dem der Bogen gebracht wurde.
Die Gruppe links hinten umfaßt neben einem großen Gefolge von Frauen den bärtigen Janaka, König von Mithilā, mit gefalteten Händen; rechts von ihm steht vermutlich seine Gemahlin, und links seine noch kindliche Tochter Sītā. Sie hält ein Blumengewinde in den Händen, das als Siegergirlande (jayamālā) dienen wird. In Vālmīkis Rāmāyaṇa ist Sīta nicht unter den Zuschauern des Kraftaktes. Dieses und das nächste Bild scheinen sich an der populären Alt-Hindi-Version des Rāmāyaṇa von Tulsīdās zu orientieren.
In Vālmīkis Rāmāyaṇa erklärt König Janaka, daß einst seinem Vorfahren Devaratha dieser Bogen von Śiva zur Aufbewahrung übergeben worden war. Nachdem Sītā ins heiratsfähige Alter gekommen war, habe er kundgetan, sie nur demjenigen zur Frau zu geben, der in der Lage sei, den Bogen zu spannen. Doch keiner der Fürsten, die sich bislang um Sītā beworben hatten, habe diese Probe bestanden. Rāma dagegen spannt den Bogen mit so ungeheurer Kraft, daß er zerbricht, wodurch alle Zuschauer – ausgenommen Viśvāmitra, Janaka und Lakṣmaṇa – zu Boden stürzen.
āropayitvā maurvīṃ pūrayāmāsa vīryavān / tadbabhañja dhanur madhye naraśreṣṭho mahāyaśāḥ // tasya śabdo mahān āsīn nirghātasamaniḥsvanaḥ / bhūmikampaś ca sumahān parvatasyeva dīryataḥ //
Vālmīki 1 (Bālakāṇḍa) 66.17-18
Und nachdem der Kraftvolle den Bogen hochgehoben hatte, spannte er die Bogensehne. Da brach der beste der Männer, der Ruhmreiche, ihn mitten entzwei. Der Lärm war groß, laut wie ein Donnerschlag, und die Erde bebte, als ob ein riesiger Berg auseinanderbrach.