Der Jüngling Śravaṇa

Künstler: unbekannt
Druckerei: Brijbasi & Sons
Orginaltitel: Shrawan Kumar
Nummer Ausstellung: 06



(Bildmitte)
Ein junger Einsiedler trägt seine blinden Eltern in zwei Körben. Der Name des Einsiedlers wird in Vālmīkis Rāmāyaṇa nicht erwähnt, noch ist vom Transportieren der Eltern in Körben die Rede. Der Name Śravaṇa wird z.B. im Ānanda-Rāmāyaṇa – einer vermutlich aus dem 15. Jh. stammenden Sanskrit-Version des Epos – genannt. Die Geschichte von dem jungen Einsiedler, der seine Eltern trägt, erfreute sich großer Beliebtheit, hauptsächlich als Beispiel kindlicher Verehrung der Eltern; sie erscheint in verschiedenen Versionen des Rāmāyaṇa, von volkstümlichen Erzählungen aus Rajasthan bis hin zum südindischen Puppentheater.

(Links oben)
Der junge Einsiedler, der zum Sarayū-Fluß gekommen war, um Wasser für seine blinden Eltern zu holen, wird versehentlich von dem damaligen Prinzen Daśaratha erschossen.
tatra śruto mayā śabdo jale kumbhasya pūryataḥ / dvipo 'yam iti matvā hi bāṇenābhihato mayā // ­­
Vālmīki 2 (Ayodhyākāṇḍa) 58.13
Als ich dort das Geräusch des Topfes hörte, während er im Wasser angefüllt wurde, dachte ich: „Das ist ein Elefant“ und erschoß [den Jüngling] mit einem Pfeil.

(Rechts oben)
Daśaratha hat den Eltern des Jünglings seine Tat gestanden und bringt ihnen Wasser. Der Vater spricht den Fluch über ihn aus, daß auch er dereinst aus Kummer über den Verlust seines Sohnes sterben soll.
putravyasanajaṃ duḥkhaṃ yad etan mama sāṃpratam /
evaṃ tvaṃ putraśokena rājan kālaṃ kariṣyasi //
Vālmīki 2 (Ayodhyākāṇḍa) 58.46
Wie ich jetzt über das Unglück meines Sohnes trauere, so sollst auch du, König, deine Zeit in Kummer um den Sohn erfüllen.
Der getötete Jüngling geht in einem Luftfahrzeug in den Himmel ein.

(Links unten)
Der alt gewordene Daśaratha nimmt mit segnender Geste Abschied von Rāma, dessen Gemahlin Sītā und dessen jüngerem Bruder Lakṣmaṇa, die ins Exil gehen werden.

(Rechts unten)
Daśaratha auf dem Sterbebett. Er stirbt an gebrochenem Herzen über den Verlust seines Sohnes Rāma. Kurz zuvor erinnert er sich an den Fluch des Vaters des Jünglings. Die beiden Frauen sind Rāmas Mutter Kausalyā und Sumitrā, die dritte Gemahlin des Königs und Mutter Lakṣmaṇas und Śatrughnas. Der turbantragende bärtige Alte ist vermutlich der Minister Sumantra.