Lakṣmaṇa zieht eine schützende Linie um Sītās Hütte
Künstler: unbekannt
Druckerei: unbekannt
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Orginaltitel: unbekannt
Nummer Ausstellung: 12
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Sītā steht vor der Hütte, die die Wohnstätte der Verbannten ist. Vor ihr zieht Lakṣmaṇa mit einem Pfeil einen Strich auf dem Boden.
Eines Tages erblickt Sītā beim Blumenpflücken ein bezauberndes, von Edelsteinen funkelndes Reh und bittet Rāma, es für sie zu fangen. Als Rāma das Tier endlich schießt, enthüllt es als sein wahres Wesen das eines Dämonen (rākṣasa); dieser versucht, Lakṣmaṇa von Sītā wegzulocken, indem er mit Rāmas Stimme laut nach Lakṣmaṇa und Sītā ruft. Obwohl Lakṣmaṇa eine Täuschung vermutet, geht er auf Sītās Drängen schließlich fort, um seinen Bruder zu suchen. Um Sītā während seiner Abwesenheit auf der Suche nach Rāma zu beschützen, zieht er eine Linie um die Hütte.
Weder in der Vālmīki- noch der Tulsīdās-Version des Epos wird davon berichtet, daß Lakṣmaṇa eine Linie um Sītās Hütte zieht. Es dürfte sich dabei um ein volkstümliches Motiv handeln, das in andere Versionen des Rāmāyaṇa Eingang gefunden hat. So kommt es in drei späteren Sanskrit-Versionen vor: im Bhuśundi-Rāmāyaṇa, das aus dem 14. Jh. stammen dürfte, im Ānanda-Rāmāyaṇa, das wahrscheinlich in das 15. Jh zu datieren ist und in das zahlreiche andere volkstümliche Elemente aufgenommen wurden, und schließlich im Tattvasaṃgraha-Rāmāyaṇa, das vermutlich im 17. Jh. verfaßt wurde. Die wahrscheinlich aus dem 9. Jh. stammende zentralasiatische (khotanesische) Version des Rāmāyaṇa in der literarischen Form einer Vorgeburtsgeschichte des Buddha (jātaka) erwähnt, daß Rāma und Lakṣmaṇa immer dann, wenn dies notwendig war, einen Kreis um Sītā zogen. Schließlich zieht Lakṣmaṇa auch in der malaiischen Version einen Kreis um Sītā, bevor er sie verläßt.